Eine Reise zu den Aktienmärkten dieser Welt: Teil 3 – Japan

Wenn sich deutsche Anleger nachts noch im Tiefschlaf befinden und von kräftigen Aktiengewinnen träumen, wird an der japanischen Börse in Tokio bereits fleißig gehandelt. Nippt man dann hierzulande am Frühstücks-Kaffee, brechen die Börsianer in Japan schon in den Feierabend auf.

 

Angesichts des Zeitunterschiedes schaut man in Europa vor Handelsbeginn oft nach Fernost, vor allem der Stand des Nikkei 225 wird genau beäugt. Schließlich stellt er nicht nur Asiens bedeutendsten Aktienindex dar, sondern zählt auch weltweit zu den meistbeachteten Indizes. Der 1950 ins Leben gerufene Nikkei 225 wird seit 1971 täglich von der Wirtschaftszeitung Nihon Keizai Shimbun berechnet. Die Auswahl der Unternehmen wird anhand der Höhe der Marktkapitalisierung entschieden, weshalb sich automatisch die größten japanischen Unternehmen im Nikkei 225 befinden. Entsprechend groß ist der Anteil von Industriekonzernen, beispielsweise Toyota oder Nikon, sowie Konsum- und Technologietiteln wie Konica Minolta oder Panasonic.

 

Die Börse Tokio ist die größte in Asien und nach der New York Stock Exchange und der NASDAQ die Nummer drei in der Welt. Seit dem 30. April 1999 wird an der Tokio Stock Exchange vollelektronisch gehandelt. Der Parketthandel ist seitdem Geschichte. Neben dem Nikkei 225 hat auch der Topix-Index Bekanntheit erlangt. Er enthält alle japanischen Aktien, die im amtlichen Handel zugelassen sind.

 

Das Potenzial für Anleger ist trotz kräftiger Kursgewinne weiterhin groß. Anders als DAX oder Dow Jones ist der Nikkei noch weit von seinen Höchstständen entfernt. Denn keiner der großen Aktienmärkte hat so eine lange Durststrecke hinter sich wie der japanische: Von knapp 39.000 Punkten im Jahr 1990 ging es in der Finanzkrise 2009 bis auf 7.050 runter. Aktuell steht der Zähler bei 18.800 – da ist noch Luft nach oben.

 

Doch ähnlich wie hierzulande verzichten auch in Japan viele Sparer auf Aktien und damit langfristig auf einen zusätzlichen Vermögensaufbau. Schätzungen zufolge sind nur knapp zehn Prozent des Sparvermögens in Aktien investiert. Bargeld und Anleihen dagegen sind stark übergewichtet. Das ist verständlich, denn Japan steckte viele Jahre in der Deflation, die Wirtschaft des Landes stagnierte, und im Ergebnis waren viele Großunternehmen wenig rentabel.

 

Das ändert sich gerade. Die japanische Regierung und die Notenbank kurbeln mit aller Macht die Wirtschaft an. Und „Abenomics“, die nach dem japanischen Premier Shinzo Abe benannte Wirtschaftspolitik, kam an der Börse bislang gut an. 2013 legte der Nikkei um 52 Prozent zu, 2014 schaffte Japans Leitindex immerhin ein Plus von zehn Prozent.

 

In einem globalen Aktienportfolio sollte auch deshalb Japan als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt nicht fehlen. Für weiteren Rückenwind dürfte auch die Ankündigung des größten staatlichen Pensionsfonds sorgen, den Aktienanteil in den nächsten Jahren verdoppeln zu wollen. Immerhin ist der Government Pension Investment Fund (GPIF) mehr als eine Billion US-Dollar schwer und könnte entsprechend Märkte – speziell den Nikkei – bewegen.

 

 

Infokasten
Wichtigster Index Nikkei 225
Zahl der gelisteten Aktien im Nikkei 225
Handelsvolumen der Börse Tokio 534 Mio. US-Dollar
(Januar 2015)
Die bekanntesten Aktien Toyota, Honda, Canon, Kyocera, Sony, Bridgestone
Die umsatzstärksten Aktien Toyota, SoftBank, Sony
Pro-Kopf-Aktienbesitz Insgesamt kommen die an der Börse Tokio gehandelten Unternehmen auf eine Markt-kapitalisierung von rund
2,8 Billionen US-Dollar.
Bei insgesamt 127 Mio. Einwohnern ergibt sich – theoretisch – pro Japaner ein Aktienvermögen von 22.047 US-Dollar.