Soziale Medien wollen an die Daten ihrer Freunde

 

Natürlich ist das bequem: Sie lassen Facebook oder Snapchat in ihren Kontakten nachschauen, wer von ihren Freunden schon Mitglied ist. Und schon können sie  die ersten Verbindungen herstellen. Allerdings: Haben sie ihre Freunde mal gefragt, ob sie ihre Kontaktdaten einfach so weitergeben dürfen?

Stellen sie sich vor, sie sind in der Stadt unterwegs. Jemand spricht sie an und bittet sie um die Handynummer oder E-Mail-Adresse ihres besten Freundes oder ihrer besten Freundin. Würden sie diese einfach so rausgeben? Hoffentlich nicht! Denn vielleicht will ihr Freund oder ihre Freundin gar keinen Kontakt zu diesem Menschen. Besser ist, sie schreiben sich seine Kontaktdaten auf und leiten sie an den Betreffenden weiter. Dann kann er sich melden, falls er das möchte.

Online denken wir über solche Dinge nur selten nach. Darum stimmen auch viele Menschen zu, wenn sie nach der Registrierung bei einem sozialen Netzwerk gefragt werden, ob die Plattform das digitale Adressbuch durchsuchen darf. Schließlich hat man dadurch einen Vorteil: Die Software stellt so schnell fest, wer ihrer Freunde schon Mitglied ist, und kann ihnen diese auch als Kontakte im sozialen Netzwerk vorschlagen. Eigentlich total praktisch, denn so haben sie auch als Neuling bei Facebook, Twitter, Instagram oder LinkedIn ganz schnell ein großes Netzwerk. Allerdings ist es in Deutschland nur dann erlaubt, Adressdaten weiterzugeben, wenn die entsprechenden Kontakte (kann ein Kontakt eine Person sein?) dazu ihr Einverständnis gegeben haben. Diese Erlaubnis wird man in der Regel vorher nicht eingeholt haben.

Selbst wenn es mit dem Gesetz keinen Ärger gibt, weil sich niemand über sie beschwert, sollten sie darüber nachdenken, ob sie das wirklich tun sollten: Was, wenn ihre Freunde ganz bewusst ihre E-Mail-Adresse oder Handynummer nicht bei Facebook, Snapchat oder anderen sozialen Netzwerken angeben wollen? Und was, wenn sie die Kontaktdaten verraten, weil sie einem Abgleich oder sogar dem Hochladen ihres Adressbuchs zustimmen? Ganz schön peinlich!

Davon abgesehen: Ist es wirklich sinnvoll, wenn sie auf allen sozialen Medien mit denselben Menschen verknüpft sind? Wäre es nicht besser, sie bauen sich passend zur Plattform ein entsprechendes Netzwerk auf? Verbinden sie sich beispielsweise bei Snapchat mit engen Freunden, bei Instagram mit Leuten, die tolle Fotos machen, bei Facebook auch mit Bekannten? Denken sie  mal darüber nach. Und stellen sie sich selbst die Frage, ob sie möchten, dass ihre Kontaktdaten ohne Nachfrage weitergegeben werden.