Absurd, witzig, poetisch, nachdenklich: Straßentheater der besonderen Art beim Kunst-Dünger
Nach begeisterndem Irish Folk im Kurhausgarten – Tanz im Regen inklusive – kehrt der Kunst-Dünger am Mittwoch, 9. August, ab 20 Uhr auf den Marktplatz an der Pauluskirche zurück. Gleich zwei ganz unterschiedliche Straßentheater-Inszenierungen erwarten die Zuschauer. Den Anfang macht der Italiener Luigi Ciotta mit seinem Stück „Alles in einem Koffer (Tutti in Valigia)“:
Er verwandelt sich in den leicht exzentrischen Hotelportier Giuseppe Talamia, den sein eintöniger Arbeitsalltag eingeholt hat. Koffertragen ist nun auch nicht gerade die spannendste Aufgabe, die man sich denken kann. Doch Giuseppe hat gelernt, die Routine zu durchbrechen, indem er sein Arbeitsleben aus einer völlig neuen Perspektive betrachtet, was bedeutet: über, unter und vor allem in die Dinge (in diesem Fall Koffer) zu sehen. Und er schaut auch in sich hinein und entdeckt dabei seine Fähigkeit, mit wenig oder nichts zu spielen und schließlich das wahrlich Außergewöhnliche im Gewöhnlichen zu finden.
Koffer in Koffern, die sich wiederum in Koffern befinden, Objekte, die sich ständig verändern und so neue Szenen zum Leben bringen und alles fast ohne Worte: eine witzige Kombination aus Körpertheater, Clownerie und Zirkustricks. Luigi Ciotta lädt dazu ein, alltägliche Dinge aus einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen, und schafft den schwierigen Drahtseilakt zwischen verrückt-chaotisch und nachdenklich-sentimental. Es wird jongliert, balanciert, mitunter auch diskutiert – kurzum, Komik kofferweise.
Marktplatz wird zum rettenden Ufer
Anschließend verwandelt sich der Marktplatz für zwei Schiffbrüchige (Castaways) in das rettende Ufer: sie haben es geschafft, sie sind angekommen! Nach anfänglicher Scheu gehen die beiden Schicksalsgenossen langsam aufeinander zu, lernen sich näher kennen, interagieren. Sie spielen, gehen gemeinsam auf die Suche, sie teilen – und entdecken schließlich weitere „Schiffbrüchige“, mit denen sie vorsichtig Kontakt aufnehmen. Sie verändern sich und diejenigen, die sie kennenlernen, hinterlassen eine Spur, der man folgen kann.
Ein Tribut an alle Reisenden, die sich auf den Weg gemacht und bei ihrer Ankunft in einer fremden Umgebung wie Schiffbrüchige gefühlt haben. Eine Reminiszenz an die täglichen kleinen Schiffbrüche, die wir alle erleiden – humorvoll und fein zugleich. Aber auch ein Appell, mehr über sich selbst zu lachen und nicht alles zu ernst und verbissen zu sehen. Eine poetische, metaphernreiche Geschichte, die ohne Worte auskommt, getragen durch Gesten, Blicke und ein breites Lächeln. Straßentheater und Clownshow in einem, ein Zirkus, kreiert, um in der Dämmerung in einer magischen Umgebung aufgeführt zu werden.
Dank der freundlichen Unterstützung der Sparkasse Hamm und ihrer Stiftung für Kunst- und Kulturpflege ist der Eintritt auch an diesem Abend wieder frei!
Foto: Jean Julien Cassinat