Fußball-WM: Deka-Volkswirt berechnet Titelchancen der deutschen Mannschaft

Nach vier Jahren des Wartens rollt er wieder: Der Ball auf dem WM-Spielfeld. Für die deutsche Nationalmannschaft fällt der Startpfiff am 17. Juni, im ersten Gruppenspiel gegen Mexiko. Was für den erfolgreichen Weg zum fünften Stern spricht und welcher Gegner uns dabei in die Quere kommen könnte, erklärt Dr. Holger Bahr, Volkswirt der DekaBank.

Deutschland wird Weltmeister – zumindest theoretisch. Was spricht für den deutschen Durchmarsch bei der WM 2018?

Spielerische Klasse mit Blick auf Platz 1 der FIFA-Weltrangliste, das Selbstbewusstsein eines Titelverteidigers und die Motivation, den fünften Stern für das Nationaltrikot zu holen. Jogis Eleven ist blitzsauber durch die WM-Qualifikation gekommen. Wir haben gleichermaßen analytisch sauber wie auch augenzwinkernd mit einem qualitativen Ansatz, also Expertenwissen und Erfahrung, sowie mit einem komplexen quantitativ-statistischen Modell den Turnierverlauf und -ausgang prognostiziert. So gut wie dieses Mal standen die von uns erwarteten Titelchancen tatsächlich bei keinem der vergangenen fußballerischen Großereignisse.

Welches gegnerische Team könnte unserer Nationalmannschaft besonders gefährlich werden?

Hier sind wohl zwei Mitfavoriten zu nennen: Brasilien und Frankreich. Speziell wenn der brasilianische Star Neymar rechtzeitig wieder fit wird, sind die Brasilianer ein brandgefährliches Team. Ihr Torhunger ist bekannt, so liegt der Koeffizient von Toren pro WM-Spiel mit 2,13 höher als bei jedem anderen WM-Teilnehmer (Deutschland 2,11). Da Geld eben doch auch Tore schießen kann, kommt man um die Équipe Tricolore nicht herum. Die teuerste Elf des französischen Teams kostet mit 670 Millionen Euro (Deutschland 535 Millionen Euro) mehr als alle Konkurrenten bei dem anstehenden Turnier: Fast ein Drittel des Marktwerts konzentriert sich auf einen einzigen Spieler, und zwar Kylian Mbappé. In immerhin zehn Mannschaften gibt es einen Spieler, der mindestens so teuer ist wie unser wertvollster Spieler Toni Kroos. Das spricht eindeutig für die diversifizierte Stärke, also guten Mischung des deutschen Kaders.

Und zum Abschluss: Was waren Ihre größten Fußballmomente?

Es gibt zwei Momente, die schon etwas zurückliegen: Als Gast bei den Freizeitkickern GMDK („Gib mich die Kirsche“) durfte ich vor etwa 15 Jahren als Linksverteidiger einen glorreichen Sieg feiern, dabei orangene Stutzen tragen, ein Tor selbst schießen und meinen Gegenspieler noch zu einem Eigentor zwingen. Übertroffen wurde dieses fußballerische Glücksgefühl nur von der Meisterschaft des 1. FC Kaiserslautern vor 20 Jahren direkt nach dessen Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga. An 32 Spieltagen stand der FCK in der Spielzeit 1997/98 auf dem Platz an der Sonne und krönte mit König Otto Rehagel als Trainer eine unglaubliche Saison.