Welche Konsequenzen haben Zölle für den Exportweltmeister Deutschland?
Drei Fragen an Dr. Andreas Scheuerle, Leiter Konjunktur Industrieländer und Branchenanalyse bei der DekaBank
Was bedeuten die so genannten Schutzzölle, die die USA gegen Europa und China erheben wollen, für die deutsche Wirtschaft?
In der ersten Phase verteuern Zölle die Produkte deutscher Unternehmen, die Produkte in die USA liefern. Im Handelsstreit zwischen der EU und den USA sind die deutschen Unternehmen im gleichen Maße wie auch die gesamte deutsche Volkswirtschaft betroffen. Deutsche Automobilhersteller werden zusätzlich dann belastet, wenn sie in den USA produzieren und nach China exportieren: Zum einen steigen die Produktionskosten, weil sich in die USA importierte Vorleistungen verteuern und zum anderen infolge der chinesischen Abwehrzölle. Mit zunehmender Länge und Eskalation des Handelskonflikts wird auch die Investitionstätigkeit in Mitleidenschaft gezogen. Investitionen werden im Vertrauen auf künftige Erträge getätigt. Geht das Vertrauen zurück, verringern sich Investitionen. Da diese Überlegungen auch in den deutschen Handelspartnerländern stattfinden, könnte zudem der Investitionsgüterexport dorthin in Mitleidenschaft gezogen werden.
Merkt der deutsche Konsument etwas von den Zöllen?
Der deutsche Konsument bekommt zwar die US-Zölle nicht zu spüren, wohl aber die Gegenmaßnahmen der EU. Wenn Strafzölle für Jeans, Erdnussbutter und andere Waren aus den USA erhoben werden, verteuern sich dadurch hierzulande diese Produkte.
Welche Konsequenzen haben hiesige Anleger zu befürchten?
Auch wenn es noch zu keiner sichtbaren Verlangsamung der Konjunktur oder der Gewinnentwicklung gekommen ist, hat der Handelsstreit bereits dazu geführt, dass zumindest in den primär betroffenen Regionen wie Asien und Europa die Aktienkurse unter Druck geraten sind. Kurzfristig ist die potenziell belastende Wirkung somit in den Kapitalmarktpreisen bereits reflektiert. Mittel- und längerfristig wird das Thema aber immer wieder für Verunsicherung sorgen und sicherlich auch dazu führen, dass sich das Gewinnwachstum etwas abschwächt und die Schwankungsbreiten der Kurse höher als in den vergangen Jahren ausfallen. Sollte der Konflikt zwischen China und den USA weiter eskalieren – eine Zollerhöhung für chinesische Güter im Wert von 200 Mrd. US-Dollar steht im Raum –, dann ist nicht nur dort mit empfindlichen Kursabschlägen zu rechnen.