Corona-Virus: An den Finanzmärkten ist Besonnenheit gefragt

Corona-Virus: An den Finanzmärkten ist Besonnenheit gefragt

Die Deka-Volkswirte sehen die Wirtschaft vor einer weltweiten Rezession. Ähnlich tief wie zu Lehman-Zeiten, aber kürzer. Anleger sollten trotzdem nicht die Nerven verlieren.

Solange das Virus noch ausschließlich in China wütete, zeigten sich die Börsen erstaunlich immun. Das hat sich in rasant geändert, seit Corona auch die westliche Welt erreicht hat. „Der zeitversetzte Shutdown in Asien, Europa und Amerika führt zu einer weltweiten Rezession, deren Ausmaß am ehesten mit der Lehman-Rezession vor etwa zehn Jahren vergleichbar ist“, so Deka-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater.

Allerdings gibt es zwischen Lehman und Corona auch erhebliche Unterschiede. Falls die Pandemie in Europa und in den USA ähnlich rasch und ähnlich erfolgreich wie in China bekämpft werden könne, dürfe man darauf hoffen, dass die Rezession auch deutlich schneller wieder vorbei ist als zu Zeiten der Finanzkrise. „Wichtig ist, dass die Folgewirkungen der wirtschaftlichen Einschränkungen in Gestalt von Arbeitsplatzverlusten oder Firmenpleiten so gering wie möglich gehalten werden. In Deutschland hat die Bundesregierung hierfür die richtigen Weichen gestellt“, so Dr. Kater.

INFEKTIONSZAHLEN SIND DER SCHLÜSSEL

An den Aktienmärkten hat die Blitzrezession zu einem Blitzcrash geführt. In Europa dürften die Aktienmärkte dabei die Rezession inzwischen praktisch schon eingepreist haben. Anders in den USA. Hier sei das noch nicht der Fall, da erst einmal höhere Bewertungen abgebaut werden mussten. „Wann sich die Kurse erholen, hängt zunächst erstmal am Verlauf der Infektionszahlen. Hier liegt der Schlüssel zu einer Beruhigung der Lage“, erklärt Dr. Kater. Aber natürlich enthält eine Situation wie die jetzige auch unmittelbare Risiken. Eine Ansteckung des Bankensystems etwa oder die Wiederkehr des Virus dort, wo er jetzt als eingedämmt gilt: „Dies ist noch nicht die Zeit, neue Mittel auf einen Schlag zu investieren.“

Während sich die Lebenswirklichkeit in kürzester Zeit dramatisch verändert, wird eines wohl konstant bleiben: die Nullzinszeiten halten an. „Das Zinsniveau wird durch das Geschehen langfristig eher weiter gedrückt, selbst wenn zwischenzeitlich bei Bundesrenditen Anstiege zu verzeichnen waren“, so der Deka-Chefvolkswirt.

„Verlust werden dadurch erst Realität, dass man an solchen Tiefpunkten verkauft.“
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka

 

Wertpapiersparern könne man in einem solchem Umfeld nur zu „stoischer Besonnenheit“ raten: „Verlust werden dadurch erst Realität, dass man an solchen Tiefpunkten verkauft. Denn dann hat man nicht mehr die Chance an der Erholung der Märkte teilzunehmen, wie sie auch nach diesem Kursrutsch wieder stattfinden wird.“

 

TEXT: Olivier Löffler

 

Die hier enthaltenen Aussagen geben unsere aktuelle Einschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung wieder. Diese kann sich jederzeit ohne Ankündigung ändern.

(Stand: 17.03.2020)